Während Künstliche Intelligenz die Schlagzeilen beherrscht, hinkt der deutsche Arbeitsmarkt bei der Nachfrage nach KI-Kompetenzen deutlich hinterher. Eine aktuelle Analyse von über 2.000 Führungspositionen zeigt eine ernüchternde Realität.
Die Diskussion um ChatGPT, Copilot und andere KI-Tools dominiert Wirtschaftsmedien und Unternehmensstrategien. Doch wie sehr sind diese Technologien bereits in der Realität des deutschen Arbeitsmarkts angekommen? Der Future Skills Report 2025 der Plattform careertrainer.ai liefert überraschende Antworten.
Nur jede zwanzigste Führungsposition fordert KI-Kompetenzen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Von 2.087 analysierten Stellenanzeigen für Führungskräfte weisen lediglich 5,7 Prozent einen hohen KI-Reifegrad auf. Weitere 6,5 Prozent zeigen mittlere KI-Affinität. Das bedeutet im Umkehrschluss: 87,8 Prozent der Führungspositionen in Deutschland fordern noch keine expliziten KI-Kompetenzen.
"Diese Zahlen verdeutlichen die Kluft zwischen digitalen Vorreitern und traditionellen Unternehmen im deutschen Arbeitsmarkt", erklärt der Report. Der durchschnittliche KI-Reifegrad liegt bei mageren 2,0 von 10 möglichen Punkten.

Datenanalyse schlägt Generative KI
Besonders aufschlussreich ist die Rangliste der gefragten Kompetenzen. An der Spitze stehen klassische digitale Fähigkeiten:
- Datenanalyse führt mit 396 Nennungen das Ranking an
- Digitale Transformation folgt mit 310 Erwähnungen
- Automatisierung belegt mit 132 Nennungen den dritten Platz
Generative KI-Tools wie ChatGPT, Claude oder Midjourney tauchen in der Analyse praktisch nicht auf. Stattdessen dominieren etablierte Technologien wie Predictive Analytics (92 Nennungen) und Data Management (91 Nennungen).
Branchenunterschiede werden sichtbar
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftssektoren. Tech-Unternehmen und Beratungsgesellschaften führen bei der Nachfrage nach KI-Kompetenzen, während traditionelle Branchen noch zurückhaltend sind.
Besonders bemerkenswert: "Keine KI-relevanten Skills gefunden" taucht mit 146 Nennungen als häufige Kategorisierung auf – ein deutliches Zeichen dafür, dass viele Unternehmen noch nicht über konkrete Vorstellungen verfügen, welche KI-Fähigkeiten sie benötigen.
Strategische Kompetenzen bleiben Mangelware
Ein weiterer kritischer Befund: Während operative Fähigkeiten wie Datenanalyse stark nachgefragt werden, bleiben strategische Kompetenzen unterrepräsentiert. Nur 14 Prozent der Stellenausschreibungen fordern strategische Planungsfähigkeiten, lediglich 9 Prozent erwähnen Führung und Entwicklung explizit.
Fazit: Deutschland steht am Anfang der KI-Revolution
Die Analyse zeichnet das Bild eines Arbeitsmarkts im Wandel, der jedoch noch am Anfang der KI-Transformation steht. Während die Technologie bereits verfügbar ist, fehlt es vielen Unternehmen noch an konkreten Vorstellungen, welche KI-Kompetenzen sie für ihre Führungskräfte benötigen.
Für Führungskräfte bedeutet dies: Wer sich jetzt KI-Kompetenzen aneignet, positioniert sich als Early Adopter in einem Markt, der sich in den kommenden Jahren drastisch verändern wird. Die aktuellen Zahlen zeigen nicht mangelnde Relevanz, sondern vielmehr eine Marktlücke für digital versierte Führungskräfte.
Die Botschaft ist klar: Die KI-Revolution im deutschen Management hat noch nicht stattgefunden – aber sie steht unmittelbar bevor.